Wolf - und Giraffensprache
Wer Kinder und Jugendliche im Umgang miteinander beobachtet, könnte auf den Gedanken kommen, dass sie kaum noch dazu in der Lage sind, freundlich miteinander umzugehen. Dies trifft zwar bei weitem nicht auf die Mehrzahl der jüngeren Generation und alle Situationen zu, wird aber oft so empfunden und verbalisiert. Aber seien wir mal ehrlich und schauen auf unser eigenes Verhalten. Behalten wir in Konfliktsituationen wirklich immer den Überblick und reagieren nie emotional überzogen oder gar aggressiv? Wer hat nicht schon einmal aufgrund von Stress oder einfach nur schlechter Laune einen anderen Menschen ungerecht behandelt oder beleidigt? Davon können sich mit Sicherheit auch die Erwachsenen nicht frei sprechen. Eines ist jedoch sicher: Es tut mächtig weh, von anderen Menschen abwertend und respektlos behandelt zu werden.
Diese Erfahrung haben auch die Schülerinnen und Schüler der 6. Klasse des Sonderpädagogischen Förderzentrums „Lindenschule“ Malchin gemacht - und wenn einem etwas nicht gefällt, sollte man versuchen, dagegen etwas zu tun. Darum wurden die Kinder selbst aktiv und lernten gemeinsam mit ihrer Lehrerin in einem 4-tägigen Projekt den Unterschied zwischen „Wolfsprache“ und „Giraffensprache“ kennen. Die friedliche Giraffe, die ruhig und beobachtend über den Dingen steht, Gefühle ausdrücken kann und Wünsche konkret und freundlich äußert, war allen sofort sympathisch. So wollten sie auch reden können. Den Wolf dagegen, mit seiner lauten, fordernden und beleidigenden Sprache, mochte niemand leiden. Bei interessanten Teamübungen mit bewusster Reflektion des eigenen Verhaltens und dessen Wirkung auf andere Menschen gab es bald erste Erfolge. Spiel und Spaß kamen natürlich auch nicht zu kurz. Am Ende waren die Kinder und ihre Lehrerin sicher, die Giraffensprache verstanden zu haben und konnten sie in vielen Situationen schon gut einsetzen. Ein ganz herzliches Dankeschön geht an die Mitarbeiterinnen der AWO Vielfalt Mecklenburgische Seenplatte gGmbH T.E.S.A., die dieses tolle Projekt an der „Lindenschule“ durchgeführt haben. Es hat mit Sicherheit nicht nur zum Nachdenken angeregt, sondern ebenfalls dazu beigetragen, dass die Kommunikation untereinander bewusster und ein ganzes Stück gewaltfreier erfolgen kann und bestimmt auch wird. (Juni 2018)