Leinen los für einen spannenden Unterricht auf der Peene
Auf und in der Peene gibt es viel zu entdecken. Der„Schwimmende Lernort Sila Vega“ lädt zu Expeditionen auf dem Fluss ein. Für eine Malchiner Klasse ging es zum Forschen auch auf den Kummerower See. ( Beitrag aus dem Nordkurier vom 20.08.2020)
MALCHIN. Doris Kobitz hat einige ihrer Schüler selbst fast nicht wiedererkannt, so interessiert und neugierig waren sie. „Besser kann man Kinder nicht motivieren“, sagte die Lehrerin. „Lernen an einem anderen Ort ist immer gut.“ Mit ihrer 9. Klasse des Sonderpädagogischen Förderzentrums Malchin war sie dieser Tage auf einem Expeditionsschiff unterwegs. Der Katamaran „Sila Vega“ tourt gerade auf der Peene und gibt Schülern die Möglichkeit, die Wasser- und Unterwasserwelt zu erforschen. An Bord ist dafür ein Labor einrichtet. Eigentlich wollte Sebastian Preuß vom Zentrum für Erlebnispädagogik und Umweltbildung (Zerum) Ueckermünde mit seinem Team in der Seenplatte unterwegs sein, aber kurzfristig habe er sich für die Peene entschieden. Wegen Corona seien so viele Projekttage für das außerschulische Lernen verloren gegangen, dass dies ein Grund mehr gewesen sei, Präsenz in besonders betroffenen ländlichen Gegenden zu zeigen. Zuletzt seien sie 2012 hier gewesen. Corona habe so einiges durcheinandergewirbelt. Lange sei nicht absehbar gewesen, was Schulen dürfen, inwieweit wieder Projekttage stattfinden können. So seien die Schulen erst sehr kurzfristig über die „Sila Vega“ informiert worden. „In der Vorbereitungswoche sind wir an die Schulen herangetreten“, so Preuß. In Malchin hat sich nur eine Schule gemeldet, das Sonderpädagogische Förderzentrum. Wie Lehrerin Doris Kobitz sagte, habe sie bei ihrer Schulleiterin einen Flyer gesehen und war neugierig geworden. „Eine Mail geschickt und es klappte sofort“, freute sie sich. Auf der Fahrt von Koesters Eck über die Peene zum Kummerower See zogen die Schüler unter Anleitung von Sebastian Preuß und Studentin Christina Hainke Wasserproben, ermittelten die Tiefe von Fluss und See, die Sichttiefe, rochen am Wasser, maßen die Temperatur und schauten nach der Beschaffenheit sowie welche Tiere und Pflanzen im Wasser zu finden sind. Mit einem Kescher holten sie einige Exemplare wie Schnecken, Krebse oder Kaulquappen heraus. Für einen und setzten sie ins Becken. Waren abgestorbene Dinge dabei, konnten diese unterm Mikroskop genauer unter die Lupe genommen werden. An einer Tafel dokumentierten die Schüler ihre Erkenntnisse und verglichen am Ende die Daten von Fluss und See. Unter anderem stellten sie fest, dass das Wasser des Kummerower Sees viel klarer war als das der Peene. Auch war der See mit 24,5 Grad wärmer als der Fluss (22Grad).
Die Peene hatte eine Sichttiefe von 80 Zentimetern. Der Unterricht war fast wie Abenteuerferien. Malchin war die erste Station mit Schulklassen. Von hier gehe es weiter nach Demmin, Loitz bis Anklam den Fluss entlang. Diese und nächste Woche noch ankert das floßähnliche Schiff in Demmin am Hanseufer. Am Sonnabend, 22. August, laden dort Sebastian Preuß und sein Team zu einem Familien-Forschertag von 10 bis 16 Uhr ein. An Bord werde mit den Leuten geforscht. Jeder sei willkommen. Seit 2010 gibt es das landesweite Modellprojekt des Expeditionskatamarans. Die Idee sei am Haff in Ueckermünde geboren, so Preuß. Das Schiff bietet 22 Leuten Platz, um sich praktisch mit der Wasser- und Unterwasserwelt auseinanderzusetzen, sie zu erforschen. Für einen Tag können sich sozusagen Jugendliche in Gewässerforscher verwandeln. Jeder muss an Bord mit Hand anlegen, hat seine Aufgabe. Der Grundgedanke sei die Bildung auf dem Wasser als Thema. „Wir sind das wasserreichste Bundesland“, sagtePreuß. Da brauche man ein Gefährt, wo Schüler lernen können. Was habe da näher gelegen als ein schwimmender Lernort. Manch Jugendlicher habe dabei schon ungeahnte Leidenschaften für Naturwissenschaften oder Umweltelemente entdeckt. „Mancher erschließt sich die Welt durchs Anschauen. Andere müssen berühren, drehen, schrauben und so weiter. Physik, Bio und Chemie finden jeden Augenblick statt und können faszinieren – das gilt für Gewässer noch einmal besonders. Dem ohne Notendruck nachzugehen und seinen eigenen Zugang zu entwickeln, ist eines unserer wichtigsten Anliegen“.
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